Oh – das Wochenbett. Ich dachte ich wäre gut darauf vorbereitet – aber kann man auf so etwas gut vorbereitet sein (vor allem wenn man es noch nie erlebt hat)? Herausforderungen und Überraschungen gab es zu genüge – nicht nur auf Zero Waste Ebene.
Es gibt bestimmt nichts Schöneres, als mit seinem kleinen Glückskind nach Hause zu kommen und die Anfangszeit so gut wie möglich zu genießen. Die erste Zeit ist so magisch, jeder Moment so kostbar und doch so schnell vergangen. Wir sind noch am Tag der Geburt nach Hause gefahren und ich bin immer noch dankbar für die Möglichkeit und Freiheit das getan haben zu können. Kaum ist die Geburt vorbei beginnt auch schon das Wochenbett, und ich hatte den Luxus dieses zu Hause, in meiner gewohnten Umgebung und mit lieben Menschen zu starten und zu verbringen. Aber die Herausforderungen blieben nicht aus – denn es verändert sich so einiges!
Der Körper
Während der Schwangerschaft, vor allem in den letzten Wochen, konnte ich es gar nicht erwarten endlich wieder leichter zu sein, denn meine Beine waren das schwere Gewicht nicht gewöhnt und ich freute mich darauf meinen Körper wieder für mich zu haben. Die Vorstellung ließ mich fast schweben, so leicht habe ich mich bei dem Gedanken gefühlt. Aber ganz so schnell ging das nicht. Das Baby ist da und auch die Nachgeburt is geboren und trotzdem schaut man irgendwie noch aus als wäre man im 5. Monat schwanger. Aber abgesehen davon, dass man noch immer unförmig ist (was jetzt nicht so schlimm ist), war mein Körper einfach so unglaublich mitgenommen von der Geburt und es hat Wochen – ach quatsch, Monate! – gedauert bis ich mich langsam wieder ein bisschen wie ich selbst gefühlt habe. Die ersten Tage waren schmerzmäßig die schlimmsten. Ich hatte mir selbstgenähte Wochenbetteinlagen genäht (oder besser von meiner Schwester nähen lassen – ein Hoch auf sie!) und war fest entschlossen diese auch zu benutzen. Bei der Entlassung aus dem Krankenhaus hat mir meine Hebamme aber einen großen Plastiksack an Wegwerfeinlagen gegeben, und ich muss sagen, ich war im Nachhinein sehr dankbar dafür. Es geht jeder Frau anders nach einer Geburt, aber ich hatte nicht den Kopf noch die Kraft an Zero Waste zu denken und war froh, dass das Wechseln der Einlagen so leicht ging und sie so schön weich waren und den Schmerz somit nicht noch verschlimmert haben (denn selbst wenn man bei der Geburt nicht reisst fühlt sich das Anfangs trotzdem nicht so fein an da unten!). Nach den ersten 2 Wochen habe ich mich dann aber imstande gefühlt zu den Stoffeinlagen zu wechseln, und das ging auch ganz gut.
Abgesehen davon dauert es einfach, bis sich der Körper zurückgebildet hat (um die 9 Monate ca., aber der Anfang ist wie so oft am schwersten), der Muskelkater vorbei ist und der Beckenboden langsam wieder zum Vorschein kommt.
Hormone
Oh, was für eine Achterbahnfahrt das doch war. Jeden Tag gab es bei mir Tränen über Tränen. Manchmal ganz leise ein paar vereinzelte die über die Wange rinnen, dann kamen sie aber wieder in Strömen und waren einfach nicht aufzuhalten. Beim Anblick meines Glückskindes, bei den Gratulationen von Freunden und Verwandten, wenn mein Mann mir Essen ins Bett brachte oder bei dem Gedanken daran, dass der Tag nun zu Ende ist und mein Kind nie wieder so klein sein wird wie heute. Tränen, Tränen, Tränen.
Außer den körperlichen Schmerzen ging es mir hervorragend, wirklich. Ich war glücklich zu Hause zu sein, habe mich von meiner Hebamme, meinem Mann und all den anderen wunderbaren Menschen in meinem Leben so gut beschützt, unterstützt und versorgt gewusst, dass diese Zeit eine wunderschöne war. Aber die Hormone machen was sie wollen, und so sitzt man nun da und lacht während man weint weil es doch so absurd ist traurig zu sein. Vielleicht erinnern sich noch die einen oder anderen an die Stimmungsschwankungen in der Pubertät – so ähnlich, aber zum Glück nicht gar so aussichtslos und doch wunderschön fühlte sich das an.
Stillen
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich fand (und finde) stillen irgendwie romantisch. Es gibt doch nichts besseres als sein Kind so nahe bei sich zu haben. Schon allein dass der Körper imstande ist, Nahrung zu produzieren, finde ich immer noch unglaublich. Diese besondere Zeit die man mit seinem Kind während dem Stillen teilt ist so bindend und lässt einen viele Sorgen und Schmerzen vergessen. Aber eins steht fest: aller Anfang ist schwer. Und soweit wir zum Glück kein Problem mit dem Stillen an sich hatten, so ist die erste Zeit trotzdem eines: Schmerzhaft. Milcheinschuss (=Brüste aus Beton) und wunde Brustwarzen sind kein Spaziergang und schon gar kein Spaß. Es gab ein paar Tage da hatte ich angst davor dass er bald wieder aufwacht und trinken wird wollen. Aber zum Glück vergeht auch das und der Körper überwindet die Schmerzen vom Anfang. Ich bin sehr dankbar, dass es bei uns mit dem Stillen von Anfang an gut funktioniert hat, es gibt nichts besseres. Aber leider habe ich bei den anfänglichen Schmerzen auch nicht auf Zero Waste achten können. Der Topfen zum kühlen der Betonbrüste musste schnell besorgt werden und da war der Türke um die Ecke einfach die rascheste Lösung. Auch das Pröbchen an Creme das mir meine Hebamme gegeben hat damit die Brustwarzen das Wundsein überwinden kam in Plastik. Tja, so ist das eben – wer ist schon perfekt? (Ich auf jeden Fall nicht!)
Wie ihr seht – es geht nicht immer Zero Waste – zumindest habe ich es in diesen ersten Tagen und Wochen nicht geschafft. Für das Glückskind waren Stoffwindeln, Tücher und Wickelunterlagen vorbereitet, aber ich habe nicht daran gedacht (außer den Wochenbetteinlagen) was ich alles zusätzlich brauchen werde und konnte nicht erahnen, wie sich mein Körper danach fühlen wird. Vielleicht klappt es ja beim nächsten mal besser.
Alles lieben Schwangeren und Jungmamas: eine schöne erste Zeit, genießt es – auch das Wochenbett geht vorbei ;).
Eure
A.M.
1 comment
Wir erwarten auch im November unser Piepsi und sind schon so gespannt wie es wird.. daher sind deine Beiträge gerade sehr spannend für mich.. 🙂
Wir haben auch bei der Erst Ausstattung darauf geachtet, alles möglichst nachhaltig und Second Hand zu erstehen und möchten auf jeden Fall Stoff Windeln ausprobieren, aber ich sehe das ganze in diesem Fall auch eher sehr entspannt und mache mir keinen Druck.. das ist so eine große Veränderung mit so vielen neuen Erfahrungen, dass ich auch der Meinung bin, wir sollten uns hier kein schlechtes Gewissen machen wenn Mal alles nicht so hinhaut Müll technisch wie sonst… Danke für deinen Beitrag dazu 🙂