Es gibt leider immer noch Leute die bei dem Thema rot anlaufen und zu schweigen beginnen – zu diesen Leuten gehöre ich nicht (sonst würde der Post dazu sehr kurz ausfallen) – also lasst und loslegen.
Immer wieder bekomme ich Nachrichten, wie man denn Zero Waste Sex haben kann und ob das überhaupt möglich ist. Die Antwort: möglich ist alles. Aber heute möchte ich ein bisschen auf die vielen Möglichkeiten eingehen – ein bisschen weg von Zero Waste und hin zur Nachhaltigkeit.
Ich denke die meisten von uns kennen die diversen Verhütungsmethoden, auch wenn ich bei der Recherche zu diesem Thema auf welche gestoßen bin, die ich wirklich noch nie gehört habe (oder wisst ihr wie ein Frauenkondom verwendet wird?…). Ich werde heute nicht alle Verhütungsmethoden behandeln, es gibt genug Internetseiten die wunderbare Informationen darüber bieten mit denen ich nie mithalten könnte. Auch möchte ich Sterilisation und hormonelle Verhütung nicht besprechen – zur hormonellen Verhütung gibts vielleicht ja einmal einen anderen Post, sollte es euch interessieren. Heute steht die Nachhaltigkeit der Verhütungsmethoden im Vordergrund – aber Achtung! Die Nachhaltigkeit bestimmt nicht wie zuverlässig oder sicher die erwähnte Verhütungsmethode ist. Also verzeiht wenn ich auf manche eingehe, die euch nie in den Sinn kommen würden. Außerdem möchte ich noch sagen (auch wenn es immer gesagt wird – aber nur, weil es so unglaublich wichtig ist) dass nur Kondome vor Sexualkrankheiten schützen. Also bitte, bitte, bitte: Solltet ihr keinen festen Partner oder keine feste Partnerin haben, nehmt ein Kondom (egal wie viel besser es sich vielleicht ohne anfühlt! Ohne Geschlechtskrankheit fühlt es sich bestimmt am aller besten an ;)). Hier ein kleiner Überblick. Für genauere Informationen zu den Verhütungsmethoden sowie Vor- und Nachteile bitte das Internet fragen.
Kalendermethode
Die Kalendermethode ist wohl die nachhaltigste, natürlichste und müllsparenste Verhütung die es gibt. Die Zykluslänge wird ein Jahr lang genau beobachtet und so kann die Frau sich ungefähr ausrechnen, wann ihre Fruchtbaren Tage sind (immer ca. 14 Tage vor dem Beginn der Menstruation). Das einzige was man dazu braucht? Einen Kalender – und den hat schon jeder auf seinem Smartphone. Diese Form der Verhütung ist aber nicht nur die müllsparenste sondern leider auch eine der unsichersten (Pearl-Index 14–35), ebenso wie der Coitus Interruptus (Pearl-Index 10–20) – also nicht unbedingt empfehlenswert.
Symtothermale Methode
Auch diese Methode ist (fast) ohne Hilfsmittel möglich. In den vielen Jahren des ,,Frau seins” lernt man seinen Körper immer besser kennen und weiß durch die Stimmungsschwankungen, die Erregung oder andere Anzeichen schon wann die fruchtbaren Tage stattfinden könnten – der Hormonhaushalt verändert sich während dieser Zeit und so ist es nur logisch, dass auch der Körper seine Veränderungen durchmacht. Man kombiniert entweder Temperatur und Muttermund oder Temperatur und Zervixschleim, aufgrund dieser Kombination kommt es zu einem Anwendungspearlindex von 1,8-2,1.
- Messung der Aufwachtemeratur
Die Temperatur muss jeden Tag zur gleichen Zeit gemessen werden. In der ersten Zyklushälfte, also vom Ende der Menstruation bis hin zum Eisprung ist die Temperatur etwas niedriger als in der zweiten Zyklushälfte (NACH dem Eisprung bis hin zur Menstruation). So kann man ermitteln, wann der Eisprung stattfindet. Die Zuverlässigkeit hängt aber (wie bei allen Verhütungsmethoden) von der genauen Anwendung ab. (Pearl-Index 3–20)
- Zervixschleimbeobachtung
Die Gebärmutter bildet Schleim (Zervixschleim), in der Umgangssprache einfach ,,Ausfluss” genannt. Dieser verändert sich im Laufe des Zyklus. Zu Beginn es Zyklus fühlt sich der Scheideneingang eher trocken an und der Ausfluss ist milchig. Kurz vor dem Eisprung ist ein dünnflüssiger und durchsichtiger Schleim vorhanden und es fühlt sich alles ein wenig feucht an. Für diese Art der Verhütung ist ein gutes Körpergefühl und Verhältnis zum Körper sehr wichtig (Pearl-Index 0,8-10).
- Beobachtung des Muttermundes
Unmittelbar nach der Menstruation ist der Muttermund hart und geschlossen. Er sitzt weiter unten in der Scheide und kann mit dem Finger gut ertastet werden. Rückt der Eisprung näher, rückt auch der Muttermund weiter nach hinten (man kann in mit dem Finger fast nicht mehr ertasten) und wird weicher. Das ganze verändert sich dann wieder sobald der Eisprung vorbei ist und er wird wieder härter und sitzt weiter unten in der Scheide.
Kupferspirale und Kupferkette
Wir alle kennen die Spirale als Verhütungsmittel – das tolle an der Kupferspirale ist, dass die ohne Hormone wirkt. Das Kupfer verändert die Gebärmutterschleimhaut sodass sich keine Eizelle einnisten kann und hemmt die Samenfäden in ihrer Beweglichkeit und senkt ihre Lebensdauer (Spermien sind in der Scheide 3-5 Tage überlebensfähig). Die Kupferspirale und die Kupferkette werden während der Menstruation in die Gebärmutter eingesetzt und können dort bis zu 5 Jahre bleiben (Pearl Index 0,3–3), also fällt nur ein Minimum an Müll an.
Diaphragma
Ein Diaphragma hält bis zu zwei Jahre und muss immer mit einer chemischen Creme (die die Spermien abtötet) in Verbindung verwendet werden. Außerdem muss es 1-2 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden und anschließend mindestens 8 und höchstens 24 Stunden in der Scheide bleiben (Pearl Index 1–20).
Kondom
Das Kondom ist wohl das Verhütungsmittel, das am meisten Müll produziert, aber dafür auch das einzige, dass gegen sexuell übertragbare Krankheiten hilft. Kondome bestehen aus Latex (oder Naturkautschuk, der aus Latex gewonnen wird), was ein Naturprodukt ist und können somit im Grunde am eigenen Komposthaufen sehr gut verrotten (aber bitte nicht in die Biotonne, da dürfen wirklich nur ungekochte Essensreste und Gartenabfall hinein). Neben den Kondommarken die eh jeder kennt gibt es aber auch faire Produkte, die man sich durchaus gönnen kann – so wie zum Beispiel die Kondome von Fair Squared oder Einhorn. Da stimmen nicht nur die Entlohnung und Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter sondern auch mit den Ressourcen wird nachhaltig gewirtschaftet (Pearl Index 2–12). Die Verpackung muss zwar in den Restmüll, aber dafür muss man keine Angst vor Geschlechtskrankheiten haben.
Aber zu Sex gehören ja nicht nur die verschiedenen Verhütungsmethoden, sondern auch nach Gleitgel werde ich immer wieder gefragt. Das einfachste: Kokosöl. Das verträgt sich gut mit dem PH-Wert der Scheide und wird bei Wärme schön weich. Da muss man aber bitte mit der gewählten Verhütungsmethode abklären ob sich beides verträgt! Alternativ gibt es auch nachhaltiges Gleitgel von Fair Squared und anderen Herstellern oder verschiedenste Rezepte im Internet (die ich persönlich viel zu kompliziert finde, keine Ahnung, wo ich Glycerin oder Xanthan verpackungsfrei herbekomme – Sex kann schon kompliziert genug sein, da muss man sich nicht auch noch den Kopf darüber zerbrechen).
Eure
A.M.
(PR Sample: Fair Squared Kondome)
Für alle WienerInnen: hier gibts nachhaltige Kondome ohne Versandkosten: http://www.liebens-wert.at
2 comments
Irgendwelche persönliche Erfahrungen?
Ja, natürlich – die ein oder andere Verhütungsmethode probiert man im Laufe seines Lebens ja aus. Nachdem ich mit der Pille angefangen habe und aber so unzufrieden war, dass ich sie nach einem halben Jahr abgesetzt habe, war mir klar, dass nichts hormonelles mehr in meinen Körper kommt. Die Kupferkette war damals die sinnvollste Alternative, da hormonfrei und sehr lange anwendbar. Mit der war ich wirklich sehr zufrieden. Verhütungsmethoden an die ich jeden Tag denken muss sind nichts für mich, deshalb kamen Kalendermethode und co. auch nicht in Frage. Kondome sind natürlich, wenn man nach einer Geburt noch auf das einsetzten der Menstruation wartet, ein muss.
Ich hoffe das hat dir ein wenig weitergeholfen.
Alles Liebe,
A.M.