Hallo Matthias hier,
der erste Monat ist rum und die ersten Plastikteilchen sind bereits zusammen gekommen…
Was ist alles zusammengekommen, alles ganz der Reihe nach:
1. Anfang des Monats bin ich krank geworden und habe einen schlimmen grippalen Infekt erwischt. Wie das so ist ging ich zur Ärztin und die verschreibt so wie immer: 3 mal täglich blablabla für die Halsentzündung, 2 mal täglich blablabla für den Mageninfekt und dann noch 4 mal täglich blablabla damit der Magen die anderen Tabletten verträgt…. also gesamt knapp 50 Tabletten.
Gehorsam wie ich bin, gehe ich zur Apotheke und am Weg dorthin wird mir klar: Hey die sind sicher in Plastik… damit ist mein Jänner Planverbrauch wohl schon fast erfüllt…
2. Eine kleine Plastikgabel, die ich bei einem kleinen Bratkartoffelstand an der U6 bekommen hab als sich Annemarie einen Kartoffelpuffer und ich mir Wedges gegönnt haben
3. Einige kleine, nichtmehr identifizierbare Plastikplättchen, die in einer Papierkecksverpackung versteckt waren, auf die ich hineingefallen bin
4. Ein paar verschieden lange Stücke Zahnseide – Annemarie hat zwar eine plastikfreie Variante, aber die ist um ein kleines bisschen dicker und für mich erfüllt ihren Zweck deshalb wenig bis gar nicht – aber deshalb ja das Glas
Was sind meine Eindrücke nach EinemMonatimGlas?
Wir haben von vielen Menschen Feedback über unseren Versuch bekommen. Auch von Menschen, von welchen ich es nicht erwartet hätte. Zum Beispiel ging ich ohne Hintedanken ins Training auf den Platz, als ein Kollege auf mich zu kommt: “Hey Hias, ihr machts jetzt etwas ohne Plastik oder? Ein Freund von mir macht das auch. Cool!” In der Arbeit wo auch schon aufgefallen ist, dass ich – was Plastik angeht – noch etwas schärfer bin als vorher schon: “Soll ich dir was mitnehmen von der Salatbar vom Merkur? Achso nein, natürlich…” Oder, was uns besonders gefreut hat, dass wirklich Menschen auf uns zukommen und aufgrund unserer Idee selbst etwas im eigenen Leben geändert haben. So hat jemand (nennen wir sie H.) in Annemaries Facebookchronik ein Foto vom eigenen Einkauf gepostet und gezeigt, was sie verändert hat.
Das ist ziemlich cool und bei den meisten merkt man, dass sie den Verpackungs- und Doppelverpackungs- und Dreifachverpackungswahn selbst nicht ausstehen können, aber eben nicht wissen wie sonst – oder eben offen sagen: “Nein dafür bin ich zu faul oder zu bequem.”
Wenn die Reaktionen auf unsere Gläser jetzt so gut, wenn nicht sogar großartig war, wieso nenne ich den Eintrag dann “Unwort des Jahres: Gutmensch”?
Naja, es war nicht zu erwarten, dass jeder gleich darüber denkt und das macht doch die Würze aus. So war immer meine Einstellung und daran wird sich auch nichts ändern. Jetzt denke ich: Annemarie und ich ziehen mit diesem Blog hier und auch sonst bei Gesprächen über das Thema Plastik nicht gerade los und wollen alle bekehren, weil wir denken, dass das die absolute Wahrheit ist und jeder der nicht so denkt wie wir, verrückt oder dumm sind.
Eines der ersten Dinge, die ich von einigen gehört hab, nachdem bekannt wurde, dass ich ein Glas habe: “Und wollt ihr euer Auto jetzt auch verkaufen oder wie?” – eigentlich eine legitime Frage, aber der gehässige “Haha ihr seit nicht perfekt und ich zeige auf euch mit dem Finger” Unterton der immer dabei mitschwang – wir sagen nicht, dass wir perfekt sind und wie schon früher bereits festgehalten, wir sind dabei uns zu verbessern und dazuzulernen und selbstverständlich ist Plastik erforderlich und wichtig, zum Beispiel für Blutkonserven oder eben für Medikamente. Besonders charakterschwach finde ich bei solchen Aussagen auch den Grundtenor: wenn du etwas nicht zu 100% erfüllst, dann lass es. Lernen solche Menschen das auch ihren Kindern: Du hast beim Judoturnier nicht gewonnen, dann kannst du gleich mit der Sportart aufhören?
Zum Abschluss vielleicht eine kleine Rechenaufgabe für alle Hater: in einem modernen Auto sind ca. 100kg Plastik verbaut. Ein durchschnittlicher Österreicher produziert ca. 20kg VERPACKUNGSplastikmüll pro Jahr. Also bei einer durchschnittlichen Lebensdauer eines Autos von 20 Jahren ist das Plastik/Jahraufkommen bei 100/20= 5 kg/a.
5kg im Gegensatz zu bei einer dreiköpfigen Familie 3×20= 60 kg.
Also ja, wir sind nicht perfekt, aber wir tun was wir können. Eine jährliche Reduktion von einem hohen Prozentsatz ist meiner Meinung nach besser, als gar keine Reduktion. Wie schon meine Liebingsband, die Bäste Bänd der Welt, die Ärzte sangen: “Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt!”
M. M.
Plastikfrei, Müllfrei, Zero Waste, Plasticfree, Sustainable, Nachhaltig, Austria, Vienna, Wien, Österreich
2 comments
Vielen Danke für deinen Kommentar und die aufbauenden Worte. Du hast ja so recht, es wird immer Menschen geben die das was man tut nicht gut heissen – aber von solchen Menschen darf man sich nie beeinflussen lassen. Wenn man hinter dem steht was man tut, können die einem eigentlich eh ''egal'' sein. Jeder soll sein Leben so leben wie er es für richtig hält (solange er niemandem schadet natürlich ;)) Viel Glück auf deinem Weg zu weniger Müll – wir drücken dir die Daumen!
Ich bin über ZeroWasteAustria auf Euren Blog gestoßen. Euer Versuch und euer Blog inspirieren mich unglaublich – ich werde definitiv versuchen unseren Haushalt noch müllfreier zu bekommen! Es wird immer Neider geben und Menschen die einfach mit dem Finger zeigen und meckern müssen um anderen etwas zu vermiesen. Niemand ist perfekt – ich finde Euren Ansatz zu ändern und zu reduzieren bzw Alternativen zu finden wo es möglich ist toll! Wenn viele Menschen auch nur im kleinen Rahmen bereit wären auf unnötige Verpackungen zu verzichten wäre das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung! Danke für den tollen Blog & die super Tipps/Ideen