,,Ein halbes Kilo Faschiertes vom Rind, aber könnten Sie das bitte in meine Dose geben?”
,,Natürlich, kein Problem!”
Einmal die Woche ist Markttag, ein Tag auf den ich mich immer freue.
Die Einkaufssackerl sind mit Dosen, kleinen Stoffsackerl, leeren Milchflaschen und Jogurtgläsern (von der vorigen Woche) gefüllt, und dann gehts auch schon los.
Bio-Hof Adamah: Die leeren Milchflaschen und Jogurtgläser werden zurückgebracht, dafür kommen volle in den Einkaufskorb. Wenn nötig wandert auch mal Aufstrich, Schlagobers oder Sauerrahm dazu – je nachdem was in der nächsten Woche so auf der Speisekarte steht – und alles wunderbar in Glas verpackt. Unsere Schmankerl sind Getränke von ,,Pona”, die schmecken uns besonders gut. Gegen meine Dose, in die ich immer gern ein bisschen Gauda oder Emmentaler hätte, hat man dort auch nichts – und sollte ich sie einmal vergessen haben, verpacken die netten VerkäuferInnen mir den Käse in Butterpapier.
Brot: Meistens bin ich zum Brotbacken zu faul, aber dafür hab ich ja meine Stoffsackerl mit und hole mir beim Brotstand einen leckeren Laib Roggenbrot, manchmal vielleicht Topfengolatschen oder auf was man sonst noch Lust hat.
Fleisch: Wenns für Matthias (und Gäste) mal Fleisch geben darf (ich bin Vegetarierin), gibt es einen Geflügelverkäufer und einen Fleischhauer. Mich und meine Dose kennt man dort auch schon und ich muss der netten Dame an der Geflügeltheke nicht einmal mehr sagen: ,,Eine Hühnerbrust bitte, gleich hier hinein.”, denn wenn sie mich sieht, streckt sie schon ihren Arm aus: ,,Hühnerbrust, ja?”.
Das finde ich herrlich. Wenn man nur oft genug hingeht, kennt man sich vom sehen und man kommt ins plaudern. An einem verregneten Samstag habe ich einmal 10 Minuten mit dem Fleischhauer gesprochen, ihm meine ,,Faschiertes-Geschichte” erzählt und mich mit ihm gemeinsam gewundert, dass die im Supermarkt etwas gegen Dosen haben – denn am Markt da freut man sich über solche Nachhaltigkeit und Voraussicht.
Es ist ohne Zweifel zeitaufwendiger, weitere Strecken zurückzulegen um seine Lebensmittel zusammenzubekommen, aber mir macht das nichts aus – ich genieße es sogar.
Immerhin kaufe ich ja meine Lebensmittel, also Mittel die ich zum leben brauche, die ich genieße, die ich meinem Körper, von dem ich möchte, dass er gesund ist, zur Nahrung gebe.
Warum muss es dann schnell gehen?
Warum muss es dann praktisch sein? (Und was bedeutet ,,praktisch” denn schon?)
Warum werde ich so oft schief angeschaut wenn ich sage, dass ich gern den Weg auf mich nehme, weil es mir Freude macht von Menschen zu kaufen, denen ihr Produkt wichtig ist?
Es ist schwer in Worte zu fassen. Früher war ein Lebensmitteleinkauf für mich etwas, das gemacht werden muss, um nicht zu verhungern. Jetzt ist ein Lebensmitteleinkauf für mich etwas, das gemacht werden darf, um gutes Essen zu bekommen und nicht nur das: ich habe auch noch eine gute Zeit dabei.
Eine gute Zeit, weil ich freundliche Menschen treffe.
Eine gute Zeit, weil ich das Gefühl habe, dass diese Menschen ihre Arbeit gerne machen.
Eine gute Zeit, weil ich das Gefühl habe das Richtige zu tun, wenn ich von regionalen Bauern kaufe.
Und genau deshalb freue ich mich immer auf unseren Markttag.
A.M.
PS:
Wer keinen Markt in der Nähe hat: Bevor ich den Markt für mich entdeckt habe, ging ich zum Dennis Bio-Markt. Dort gibt es genauso Milch, Jogurt und co im Glas. Wie regional das ist weiß ich nicht, aber auch mit meiner Dose hatte man an der Käsetheke noch nie ein Problem.
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2 comments
Liebe Laura, danke für dein Kommentar! Ich bin es gar nicht gewohnt Kommentare zu lesen und deshalb erst jetzt darauf gestoßen 🙂
Es ist schön zu lesen, dass dich dieser Blog motiviert! Stoffwindeln sind eh schon eine (RIESEN)große Umstellung, toll dass du das machst und dir sonst auch Gedanken machst, was noch so geändert werden kann. Uns hat unser Plastik im Kühlschrank schon immer so genervt, aber man wächst irgendwie damit auf, kennt es nicht anders und überlegt sich somit auch keine Alternativen. Ich bin so froh für die Dokumentationen und Bücher die mir da die Augen geöffnet und mir andere Wege des Einkaufen eröffnet haben. Es ist richtig befreiend weniger Müll zu produzieren…das heißt mehr Platz weil der Mistkübel (Restmüll) ist jetzt überflüssig und Zeitersparnis weil man nicht so oft mit Saukerl gehen muss (dass die Zeit beim Markteinkauf wieder eingeholt wird stört mich da weniger ;)).
Weiter so und danke für deinen Kommentar, uns motiviert es so sehr wenn wir lesen, wie unser Projekt andere Menschen motiviert.
Alles Liebe,
A&M
Also ich muss mich an dieser Stelle wirklich für deinen Blog bedanken! Mich selbst hat das wirklich inspiriert. Mit Baby komme ich schon auf 1 Müllsack pro Tag – manchmal sind es sogar 2. Das war mir nie so bewusst wie nachdem ich auf deinen Blog gestossen bin. Nun wickle ich wieder mit den Popolini Stoffwindeln (die ich der Bequemlichkeit halber die letzten 2 Monate eher vernachlässigt habe) um Müll zu sparen. Ich habe mich auch schon schlau gemacht, wo in meiner Nähe ein Markt ist und wie ich den Wunsch nachhaltiger zu leben auch in meinen Alltag einbauen kann. Leider musste ich aber feststellen, dass es einem wirklich nicht leicht gemacht wird, Plastik zu vermeiden. Noch ist mir der Weg zum Markt mit Baby zu mühsam, aber ich bewundere Eure Motivation und nehme mir Euch als Vorbild. Das viele Plastik in meienrm Kühlschrank, in dem meine ganzen Lebensmittel eingepackt sind, stört mich nun täglich mehr und mehr. Hoffentlich kann ich auch bald Wege finden, meinen Müll zu reduzieren. Immerhin ist das die Welt, die ich meinem kleinen Sohn hinterlasse.
LG Laura